Als Wahrnehmungs- oder Teilleistungsstörungen, wie sie auch genannt werden, bezeichnet man Verarbeitungsstörungen der von den Sinnesorganen ausgehenden Informationen. Man unterscheidet visuelle (das Sehen betreffende), taktil-kinästhetische (das Tasten und Spüren betreffende) und auditive (das Hören betreffende) Wahrnehmungsstörungen. Bei vielen kindlichen Entwicklungsverzögerungen sowie Lernproblemen wie Legasthenie und Dyskalkulie ist die Untersuchung der Wahrnehmungsfunktionen von großer Bedeutung für die Therapieplanung.
Am häufigsten wird vom Facharzt für Phoniatrie und Pädaudiologie die Überprüfung der auditiven Wahrnehmung durchgeführt. Hierzu bedarf es einer stufenförmigen Abklärung, wobei
Eine auditive Verarbeitungs- und/oder Wahrnehmungsstörung liegt vor, wenn die “Hörkraft” (Funktion des peripheren Hörorgans Schnecke) intakt ist, aber zentrale Prozesse des Hörens gestört sind. Ursachen sind Probleme der Nervenverarbeitung im Hirnstamm und in der Hörrinde im Gehirn. Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen können isoliert oder in Kombination mit anderen Störungen wie Sprach-, Lern-, Gedächtnis-, Intelligenz-, Aktivitäts- oder Aufmerksamkeitsstörungen auftreten oder als Symptom solcher Störungen in Erscheinung treten.
Im täglichen Leben äußern sich Störungen der auditiven Wahrnehmung und Verarbeitung z.B. in Schwierigkeiten bei der Lokalisation von Schallreizen, bei der Spracherkennung im Störlärm, bei der Merkfähigkeit (wenn das Kind beispielsweise mehrere Aufträge hintereinander erfüllen soll) oder der Unterscheidung und Identifizierung von Sprachlauten.
Häufig werden die auditiven Probleme des Kindes aber erst in der Schule offensichtlich, wenn es um das genaue Hinhören und Zuhören sowie das Lesen- und Schreibenlernen geht. Dafur ist nämlich eine Zergliederung gehörter Worte in Einzellaute (z.B. Tomate in T-O-M-A-T-E) und die Zuordnung der Buchstaben zu den Lauten erforderlich.
Standarddiagnostik
+
CAPT-Aufmerksamkeitstest
(Computertest zur Differenzierung zwischen Konzentrations- und Wahrnehmungsproblemen)
Standarddiagnostik , zusätzlich
Das Therapiekonzept wird individuell aufgrund der diagnostisch gesicherten Defizite erstellt. Zum Einsatz kommen übende Verfahren, bei denen z.B. die Geräuschdifferenzierung, die Analyse von Sprachlauten, die Lokalisation von Schallreizen oder die auditive Aufmerksamkeit trainiert werden. Aber auch Modifikationen der akustischen Umgebung sind von großer Bedeutung. Ein Kind mit Schwierigkeiten beim Hören im Störlärm muss in der Klasse ganz vorne sitzen, möglichst mit dem dominaten Ohr dem Lehrer zugewandt. In Einzelfällen kann der Einsatz eines sprachverstärkenden Hörgerätes (FM-Anlage) sinnvoll sein.
Gerade bei Schwierigkeiten im schulischen Bereich haben sich kompensatorische Verfahren sehr bewährt. Dabei wird die Fehlfunktion durch Einsatz anderer Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstrategien überbrückt.
Nehmen wir als Beispiel die Rechtschreibung: Die Schreibweise eines deutschen Wortes kann gehörmäßig oft nicht eindeutig zugeordnet werden. So ist die deutsche Sprache zu 67 % nicht lautgetreu (Das Wort “Wind” schreibt man im Auslaut mit “d” und nicht wie es klingt mit “t”). Im Rahmen eines Rechtschreibtrainings kann Ihr Kind lernen, Wörter visuell zu analysieren, indem es sich das Wort in der Reihenfolge der einzelnen Buchstaben geschrieben vorstellt. Die Schreibweise muss dann durch regelmäßiges Üben automatisiert werden. Unsere Erfahrungen mit diesem Rechtschreibtraining sind so positiv, dass bei regelmäßigen häuslichen Üben oft in kurzer Zeit eine deutliche Verbesserung nicht nur der Rechtschreibfertigkeiten, sondern auch der Schulnoten erfolgt.